Bérénice-Filmtage: Die perfekte Kandidatin von Haifaa Al Mansour

Chudoscnik Sunergia präsentiert
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Bei den Bérénice-Filmtagen werden drei Dokumentarfilme gezeigt, die sich mit gesellschaftskritischen Themen auseinander setzen. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein Konzert mit der Sängerin Sawsan sowie Fingerfood von den Bewohnern des Rot-Kreuz Empfangszentrum „Belle-Vue“ Eupen.

Spielfilm, ab 12 Jahre, in deutscher Sprache, 104 Min.

Maryam, eine von drei Töchtern eines Musikers, arbeitet in Saudi-Arabien als Ärztin in einem Provinz-Krankenhaus. Dort hat sie ständig mit Alltagsproblemen und Vorurteilen zu kämpfen. Die Zufahrt zum Spital, eine nicht asphaltierte Straße, stellt sowohl für die Rettungskräfte als auch fürs Personal immer wieder ein verschlammtes Hindernis dar. Ein schwer kranker älterer Mann wiederum kann Maryam nicht einmal in die Augen sehen und will sich auch keinesfalls von ihr behandeln lassen – nur deswegen, weil sie eine Frau ist. Als Maryam für eine Auslandsreise eine Unterschrift ihres Vaters fehlt und sich dieser auf Tournee befindet, wendet sie sich an einen Cousin. Der Cousin ist aber gerade schwer beschäftigt mit der bevorstehenden Gemeinderatswahl, daher beschließt Maryam kurzerhand, selbst für den Gemeinderat zu kandidieren. Ihr schlägt viel Widerstand entgegen in einem Land, in dem Frauen erst seit kurzem öffentlich ein Auto lenken dürfen …

Haifaa Al Mansour, die erste saudi-arabische Regisseurin, bietet dem Publikum mit ihrem ruhig beobachtenden Film interessante Einblicke in eine gänzlich andere Kultur. Die drei Schwestern, die von ihrem liberalen Vater offensichtlich immer sehr gestärkt und unterstützt wurden, sind starke Persönlichkeiten. Im Laufe von Maryams Kandidatur beweisen sie ihren Zusammenhalt. Insbesondere Maryam ist eine gute Identifikationsfigur, weil ihr egal ist, was andere von ihr denken oder dass sie über sie lachen. Sie lässt sich nicht abbringen von ihrem erklärten Wahlziel, der Asphaltierung der Zufahrtsstraße zum Spital, auch wenn sie in der Presse und in den sozialen Medien verunglimpft wird. Der Wandel in der saudi-arabischen Gesellschaft, bei dem selbst ein Teil der Frauen an den traditionellen Werten und Normen festhält, braucht Zeit. Maryams jüngste Schwester ist dafür ein Beispiel, denn sie ist zunächst vehement gegen Maryams Kandidatur, weil sie Konsequenzen für ihr eigenes Leben befürchtet. Auch der Vater, dessen öffentliche Konzertauftritte erst seit kurzem möglich sind, steht von Seiten muslimischer Hardliner unter Druck. Insgesamt ist dennoch eine Entwicklung hin zu mehr Rechten für Frauen u. ä. zu beobachten, und das wird in diesem Film sehr gut eingefangen („empfehlenswert als Weltkino-Film ab 12 Jahren“).

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