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Ravensbrück

Lucinda Ra
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In diesem Solostück gräbt Stephanie Claes behutsam in ihrer eigenen traumatischen Familiengeschichte. Ihre Großmutter mütterlicherseits war während des 2. Weltkriegs monatelang im deutschen Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Das Außergewöhnliche an der ganzen Erzählung: Kein einziges Wort fällt. Mit großen weißen Blättern, einer Schere, einigen Pinseln und einem klassischen Overheadprojektor skizziert und animiert Claes die Eindrücke, die sich eingebrannt  haben: die Hunde, der fahrende Zug, die zerlumpten Menschen, der Mond.

Gleichzeitig verlängert Claes ihre visuelle Geschichte bis ins Heute, wie eine traumatische Linie durch Zeit und Generationen. Das macht das Stück zu einer schönen Ode an Mütter und Töchter, an ihren ewig unmöglichen Versuch, das Leben, das sie zur Welt bringen, gegen den Schmerz zu schützen, den sie den sie selbst erfahren haben.

Aline Vervoort, die Großmutter von Stefanie Claes, wird während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit ihren Eltern in ihrem Haus in Winksele verhaftet. Sie verbringt ein Jahr im deutschen Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Sie überlebt diese dunklen Monate voller Kälte, Hunger und Misshandlungen, aber ihr Leben ist für immer von den schrecklichen Ereignissen des Krieges geprägt. Nichts ist mehr so, wie es einmal war.

Als Kind träumt Stefanie manchmal, dass Soldaten in ihre Straße eindringen und sie fliehen muss. Aber erst im Alter von 16 Jahren wird ihr das Drama, das sich in ihrer Familie abgespielt hat, wirklich bewusst und sie beginnt, mit ihrer Großmutter und ihrer Mutter darüber zu sprechen. Nach und nach wird klar, dass die Gefühle des Krieges Teil des Familienlebens sind. Der Krieg ist überall.

Mehr als um die buchstäbliche Bedeutung eines Kriegstraumas geht es in Ravensbrück darum, wie bestimmte Ereignisse das ganze Leben prägen und beeinflussen. Drei Generationen von Frauen stehen im Mittelpunkt, denn jeder ist das Kind von jemandem.

Als Inspirationsquelle für ravensbrück stützt sich Stefanie – neben Dokumentarfilmen, historischen Nachschlagewerken und Interviews mit Traumaexperten – auf Gespräche mit ihrer (Groß-)Mutter und Fragmente persönlicher Briefe.

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