Piano Days: Michael Wollny

Chudoscnik Sunergia
Wollny ping
Kultur lebt weiter! Die vierte Ausgabe der Piano Days verspricht ein tiefes Eintauchen in moderne und klassische Pianomusik mit Michael Wollny, Clara Klinkenberg, David Kisser, Janic De Correst und Franck Bovet. Los geht es mit dem Solo-Programm "Mondenkind" von dem jungen deutschen Klaviermeister Michael Wollny.

In der Fülle der musikalischen Formate Michael Wollnys, von Duo über Trio bis zu Orchesterprojekten, waren Solo-Piano Konzerte und Aufnahmen bislang eine echte Seltenheit. Kaum mehr als ein- bis zweimal pro Jahr trat Michael Wollny allein auf. Und mit dem Album „Hexentanz“ erschien 2007 die bislang einzige Soloeinspielung auf ACT, jedoch weniger im Sinne des klassischen Solo-Pianos, sondern vielmehr als ein atmosphärisches Studioexperiment. Dass Solokonzerte und -Aufnahmen bislang die Ausnahme blieben, mag an Wollnys Neugier auf immer wieder neue musikalische Partner liegen. Und an seiner Lust an der kollektiven Suche nach der Magie des Moments. Doch den Wunsch, sich intensiver dem Soloformat zu widmen, hegte Wollny schon lange und nun, nach vielen immer neuen Kollaborationen mit Künstlern wie zuletzt Nils Landgren, Emile Parisien oder Vincent Peirani, als mehrjähriger „artist in residence“ und Solist beim Norwegian Wind Ensemble, sowie Projekten mit Literatur, Schauspiel und zum 100sten Bauhaus-Jubiläum, scheint es, dass die Zeit reif ist, für den Blick nach innen.
Basis für seine Solokonzerte und das am 25. September 2020 auf ACT erscheinende neue Album „Mondenkind“ sind Wollnys ungemein umfangreicher Fundus aus Epochen- und Genres-umspannender Musik und seine große Leidenschaft für Literatur und Film. Wie schon bei den Trio-Konzeptalben „Nachtfahrten“ und „Weltentraum“ reicht die Spannweite des Repertoires von Alter Musik, Klassik und Jazz über zeitgenössische Musik bis hin zu Wollnys Eigenkompositionen. Und Wollny belegt so aufs Neue, dass er »aus jeder nur erdenklichen Musik ein Erlebnis machen kann, das einem den Atem nimmt.« (Süddeutsche Zeitung)

Auf seinem neuen Album „Mondenkind“ dominiert vor allem ein Thema: Einsamkeit. Wollny erinnert sich an die Aufnahmen: „Es war eine surreale Situation. Zwei Tage verbrachte ich, zum ersten Mal seit langem alleine und ohne Mitmusiker, im großen Aufnahmeraum des Berliner Teldex Studios. Auf dem Weg zu den Aufnahmen saß ich alleine im Auto, fuhr durch eine leere Stadt, am Abend lief ich zurück in mein menschenleeres Hotel, es gab nicht nur keine weiteren Gäste, sondern auch kein Personal. Ich war absolut allein mit mir und der Musik, und die Ideen, die sich aus dieser Situation ergaben, gingen weit über den ursprünglich gesetzten Rahmen des Albums hinaus. Das Alleinsein brachte mich dazu, über radikale Solisten nachzudenken, und so kam mir die Geschichte des Astronauten Michael Collins in den Sinn, der während der Apollo 11 Mission alleine den Mond umkreiste, und dabei immer wieder jeden Kontakt zur Erde verlor.“ 46 Minuten und 38 Sekunden – so lange dauerte Collins‘ Blackout im All – genauso lange wie Wollnys Album „Mondenkind“.

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