Stellungnahme

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+++ AKTUALISIERT: Die Schließung der Kulturaktivitäten wurde aufgehoben! +++

Stellungnahme professioneller Kulturträger Ostbelgiens zur Entscheidung der Schließung der Kulturstätten.

Am 8. Dezember, also vor erst zwei Wochen, berichtete das Grenzecho von der Studie des Institut Pasteur in Paris, eines der weltweit führenden Forschungszentren für Biologie und Medizin. Es wurde dort untersucht, an welchen Orten man sich am meisten mit dem Coronavirus anstecken kann. Die Resultate der Studie zeigten, dass das Risiko an verschiedenen Orten in ganz unterschiedlichen Größenordnungen steigt von z.B. 30 % in Zügen bis hin zu 340 % bei privaten Partys und in Diskotheken. Ausdrücklich wird in der Studie erwähnt, dass „Kontaktberufe, Restaurants, Geschäfte und Kulturstätten kein zusätzliches Risiko darstellen.” Auch wenn die Studie in einer anderen Jahreszeit und ggf. in Bezug auf eine andere Virusvariante erstellt wurde, sei es erlaubt, dies nochmal groß zu schreiben: KULTURSTÄTTEN STELLEN KEIN ZUSÄTZLICHES RISIKO DAR!

Mit Bestürzung und Unglauben haben wir gestern Abend die Entscheidung wahrgenommen, dass nun zur Eindämmung des Infektionsrisikos u.a. auch die Kulturstätten in Belgien wieder – bis auf Widerruf – schließen müssen. Wie passt das zusammen? Wie ist das zu verstehen? Auf welcher gegenteiligen wissenschaftlichen Grundlage wurde diese Entscheidung getroffen? Wenn es keine solche wissenschaftliche Grundlage gibt, welches fatale Signal sendet dann diese politische Entscheidung? Seit 15 Monaten setzt der Sektor alle geforderten Maßnahmen um – limitierte Zuschaueranzahl, Abstand, Mund- & Nasenschutz, optimale Belüftung, Covid Save Ticket, kein Verzehr im Veranstaltungsraum, … In den Monaten, in denen der Besuch kultureller Veranstaltungen wieder erlaubt war, stellten wir eine große Verunsicherung bei den potentiellen Besucher:innen fest – es kam deutlich weniger Publikum zu den Veranstaltungen, als vor der Pandemie. Die aktuelle Schließung setzt die Kultur erneut ins Abseits. Sie trifft den Sektor unmittelbar, indem sie zur abermaligen Absage vieler, mit viel Aufwand geplanten, Veranstaltungen zwingt. Fast noch mehr Sorge bereitet uns allerdings die dadurch suggerierte falsche Botschaft, dass der Besuch der Kulturstätten generell ein Risiko darstellt. Dies trägt zur nachhaltigen Verunsicherung der Menschen bei und wird dem Kultursektor noch langfristig erheblichen Schaden zufügen!

Wir wissen, dass der Umgang mit der Pandemie eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist. Der Kultursektor hat in der Vergangenheit seinen Beitrag dazu geleistet und ist auch in der Zukunft bereit, die Entscheidungen der demokratisch gewählten Volksvertreter mitzutragen. Wir sehen es als unser Recht und gleichzeitig auch als unsere Pflicht, diese Entscheidung zu befragen. Wir sind nicht bereit eine komplette Schließung kommentarlos zu vollziehen, wenn die wissenschaftliche Grundlage fehlt. Wir fordern die Entscheidungsträger, die Entscheidung schnell und gründlich zu überdenken und auf Basis des aktuellen Erkenntnisstandes und des gesellschaftlichen und sozialen Impaktes sehr gewissenhaft neu abzuwägen.

Agora Theater, Ars Vitha, Compagnie Irene K, Fithe, KultKom, OstbelgienFestival und Chudoscnik Sunergia

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