Konzertlesung: Von Fluchten und Wiederfluchten

Chudoscnik Sunergia & Amnesty International präsentieren
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Fluchten hat es immer gegeben, weltweit, aber auch auf deutschsprachigem Gebiet (Exodus aus Deutschland 1933 nach der Machtübernahme der Nazis, Vertreibungen am Kriegsende 1945 aus dem Osten, politisch und wirtschaftlich motivierten Fluchten aus der ehemaligen DDR). Das waren nur einige der Gründe, die Herausgeber Dr. Artur Nickel bewogen haben, sich nicht nur mit Einzelschicksalen, sondern grundlegend mit der Fluchtthematik auseinanderzusetzen, die alle betrifft: die, die gehen, und die, bei denen sie ankommen. Dies hat wiederum zu einer europaweiten Ausschreibung von Texten geführt: Vom Sommer 2016 bis Januar 2017 haben das Kulturzentrum Grend (Literatürk-Festival) und der Geest-Verlag Texte gesammelt, die sich literarisch mit dem Thema „Fluchten und Wiederfluchten“ befassen. Bei einer mit Live-Musik untermalten Lesungen werden einzelne Geschichten aus der Anthologie vorgelesen.

Das Echo auf die Ausschreibung  war überwältigend. An die dreihundert Beiträge aus ganz Europa, ja, sogar aus Übersee, wurden eingeschickt, teilweise von namhaften Autorinnen und Autoren, aber auch noch nicht so bekannte meldeten sich zu Wort, die eher autobiografisch oder biografisierend Zeugnis ablegen wollten. Eine bunte Mischung, aber immer authentisch! Knapp einhundert Beiträge konnten in diesen Sammelband aufgenommen werden.

Manche der Geschichten haben einen Ich-Erzähler; hier merkt man das persönliche Erleben besonders deutlich, die Identifikation fällt leicht. Die erzählte Zeit erstreckt sich von Jahren von Monaten bis hin zu wenigen Augenblicken. Ihre Sprache ist einfach, jeder kann sie verstehen, und manchmal ist es gerade diese Alltäglichkeit, diese Selbstverständlichkeit, die umso betroffener macht. Große Themen, so denkt man, erfordern große Sprache – aber das schafft auch Distanz, die hier nicht erwünscht ist.

Manche der Geschichten kommen zu einem gewissen Abschluss; sie vermitteln nicht Hoffnungslosigkeit, nicht Trostlosigkeit, nicht Depression, aber dennoch bleiben am Ende überall offene Fragen, die man als Leser auch zwischen den Zeilen liest. Nur wenige sind es, die „angekommen“ sind, egal zu welcher Zeit.

Noch einmal deutlich: Trotz des großen und schwierigen Themas sind es keine deprimierenden Geschichten, die den Leser belasten. Sie lassen  ihn einfach nicht gleichgültig, sie wollen und sollen aufrütteln aus der Gleichgültigkeit, sie wollen und sollen Vorurteile abbauen, zu gegenseitigem Verständnis führen, zu mehr Offenheit, die alle Teile aufeinander zugehen lässt. Das lässt sich nur durch Wissen und Verstehen erreichen, wenn man weiß, warum manches geschehen ist, warum sich manche so verhalten und nicht anders.

Leser: Herausgeber Dr. Artur Nickel, Farwa Ahmadyar und Issam Al Najm

Der Abend wird musikalisch begleitet von Sasan Azodi, Babylon Tamam und der afrikanischen Sängerin Dianka.

Der Eintritt ist frei.

Eine Zusammenarbeit mit Amnesty International, mit Unterstützung der Katholikenräte Aachen Stadt und Aachen Land, im Rahmen von Bérénice (Interreg).

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